Mit der Dampfbahn durch die Fränkische Schweiz

Danke für das Beitragsbild und weitere Fotos auf dieser Seite an den Verein „Dampfbahn Fränkische Schweiz e. V. (DFS)“

Mit der historischen Dampfbahn auf denkmalgeschützter Strecke durch die Fränkische Schweiz

Eine spannende Reise mit historischen Zügen aus längst vergangenen Zeiten ermöglicht uns der gemeinnützige Verein „Dampfbahn Fränkische Schweiz e. V. (DFS)“. Zwei Jahre bevor 1976 die letzte planmäßige Fahrt auf der heutigen Museumsstrecke Ebermannstadt – Behringersmühle stattfand, gründeten ihn einige Eisenbahn Enthusiasten. Mit heute rund 400 Mitgliedern aus der gesamten Republik gelang es den ehrenamtlich Aktiven die landschaftlich ungewöhnlich reizvolle, 16 Kilometer lange Strecke auf privater Basis zu erhalten. An jedem Sonn- und Feiertag zwischen dem 1.Mai und Oktober ziehen jetzt Dampf- oder Dieselloks die mehr als zehn historischen Reisezugwagen durch das Wiesenttal. Das einzigartige Erlebnis im Stil der 1950er und 1960er Jahre begeistert nicht nur Eisenbahn-Fans. Die mit großem Aufwand betriebene Museumsbahn zählt mittlerweile zu den absoluten touristischen Höhepunkten in der Fränkischen Schweiz. Eine Fahrt bleibt unvergesslich für die ganze Familie.

Historische Dieselloks auf der Strecke unterhalb der Burgruine Neideck © Bild Dampfbahn Fränkische Schweiz e.V.
Für eine spezielle Atmosphäre sorgen die alten Wagen aus den 1950er und 1960er Jahren © Bild DFS e.V.

Spannende Baugeschichte der Nebenstrecke durch die schöne Landschaft im Wiesenttal

Die in den 1830er Jahren entwickelten Pläne einer Bayern-Sachsen Magistrale über Nürnberg und Bayreuth durch die Fränkische Schweiz ließen sich nicht realisieren. Die Hauptstrecke entstand von Lindau über Nürnberg, Forchheim, Bamberg, Kulmbach und weiter nach Hof. So blieb der Bau einer Lokalbahn, die seit 1891 lediglich Ebermannstadt als Endbahnhof mit Forchheim verband. Um die weitere Trasse durch das Wiesenttal in Richtung Pottenstein kam es zu lange anhaltenden Streitigkeiten. Die Gößweinsteiner Forderung einer Strecke durch ihren Ort über die Hochfläche brachte die Arbeiten ins Stocken. So eröffnete im Oktober 1915 zunächst die elf Kilometer lange Nebenstrecke über Gasseldorf durchs Leinleitertal bis nach Heiligenstadt. Die Einstellung des Verkehrs und der Rückbau dieser Bahnlinie erfolgte 1968. Den 1912 endlich genehmigten Weiterbau im Wiesenttal stoppte der Erste Weltkrieg. Als es 1922 gelang, den Abschnitt bis nach Muggendorf zu eröffnen, berichten Zeitgenossen von einer grenzenlosen Begeisterung bei der Bevölkerung und einem Schub für den Tourismus. Die weitere Trasse bis zur Sachsenmühle (später der Bahnhof Gößweinstein) blieb aus Kostengründen ohne Schwellen und Gleise.

Die Dampflok ELNA 6 beim Rangieren am Bahnhof Behringersmühle
Die Fahrzeughalle am Bahnhof Ebermannstadt © Bilder DFS e.V.
Streckenabschnitt an der Stempfermühle kurz vor dem Bahnhof Behringersmühle

Für den Weiterbau bis nach Behringersmühle erforderliche Felssprengungen, das Verlegen des Flussbetts der Wiesent und eine 155 Meter lange Flussbrücke führten zu erheblichen Kontroversen. Das Aufkommen der Automobile nährte erste Zweifel an der Konkurrenzfähigkeit der Lokalbahn. Dennoch eröffnete die Reichsbahn das Teilstück bis zum Bahnhof Gößweinstein 1927. Die fehlenden 2,5 Kilometer bis Behringersmühle führen durch den landschaftlich sensiblen Bereich im sehr engen Tal um die Stempfermühle. Die Fertigstellung der bereits zehn Jahre vorher geplanten und nach dem Reichspräsidenten Hindenburg benannten Talbrücke machte den Weg frei. Sie steht mit ihren sechs genieteten Brückenkästen auf fünf runden Pfeilern mit Widerlagern. Der Volksmund verpasste ihnen aufgrund ihrer Form den Spitznamen „Bierfässer“. Ihre Verkleidung mit heimischem Kalkstein sorgt für ein harmonisches Gesamtbild. Mit der kurzen Strecke bis zum heutigen Endbahnhof Behringersmühle erfolgte im Oktober 1930 die letzte Eröffnung einer bayerischen Nebenbahn.

Wertvolle Lokomotiven und Eisenbahnfahrzeuge als lebendige Zeugen vergangener Zeiten in der Fränkischen Schweiz

Bereits 1986 stellten die Behörden mit der Hindenburgbrücke das wichtigste Bauwerk auf der Route unter Denkmalschutz. Im Jahr 2017 gilt das aufgrund der speziellen Bedeutung für touristische Erschließung für die gesamte Strecke. Grundlage bildet ein von der DFS beauftragter Fachbericht, der den hohen geschichtlichen Wert des Gesamtbauwerks mit seinen zeittypischen Kunst- und Hochbauten hervorhebt. Die landschaftliche Einbettung und die Veränderung des Tals sowie eine konsequente Orientierung an den Erfordernissen des Fremdenverkehrs kommen hinzu. Mit Recht zeigt sich der Verein stolz auf den Erfolg seiner 40 Jahre andauernden Bemühungen. Heute stehen ihm zahlreiche historische Lokomotiven wie die Dampflok ELNA 6 der Berliner-Maschinenbau-Actien-Gesellschaft (BMAG) aus dem Jahr 1930 zur Verfügung. Sie bewältigt aktuell einen Großteil des Dampfbetriebs im Wiesenttal. Spannende „Lebensgeschichten“ weisen beispielsweise die bauartgleichen Dampflokomotiven 1 „Ebermannstadt“ und 2 „Nürnberg“ auf. Beide gehören zum Typ „Ploxeman“. Die Firma Hanomag fertigte sie im Jahr 1924. Außerdem ziehen liebevoll gepflegte Dieselloks der Baureihen V36 oder V60 die Wagen 11/18 der Königlich Bayerischen Staatsbahn und die „Donnerbüchsen“ der Deutschen Reichsbahn über die Strecke. Eine attraktive Alternative bildet der historische DieseltriebwagenVT135 06, Baujahr 1937, von der Bautzener Waggonfabrik Busch. Das ehrenamtliche Engagement, mit der diese und zahlreiche weitere Fahrzeuge gepflegt werden, verdient Bewunderung. Neben einer Fahrt mit den Zügen ermöglicht beispielsweise das jährlich am zweiten Sonntag im Juli stattfindende Bahnhofsfest in Ebermannstadt einen tieferen Einblick in die Arbeit des Vereins.

Mit dem Dieseltriebwagen auf der Strecke an der Wiesent © Bild DFS e.V.
Die Dampflok 64 491 baute 1940 die Berliner Firma Orenstein und Koppel © Bild DFS e.V.
Die Diesellok V36 123 verfügt über eine Dachkanzel und Hochführerstand © Bild DFS e.V.
Blick in den Bahnhof Muggendorf … Weichenstellung und Signalgebung per Hand
… an der Wiesent entlang begleiten Kanufahrer die Reisenden
Wechsel der Fahrtrichtung in Behringersmühle – Ankoppeln der Dampflok ELNA 6
Der Bahnhof Muggendorf dient dem Naturpark Fränkische Schweiz – Frankenjura als Infozentrum
Fahrplan … planmäßige Fahrten gibt es an allen Sonn- und Feiertagen von Mai bis Oktober

Erlebnis Fränkische Schweiz mit der Museumsbahn

Eine Fahrt auf der vereinseigenen Strecke zeigt uns die Fränkische Schweiz aus einer vollkommen anderen Perspektive. Die abwechslungsreiche Landschaft führt nach Streitberg mit seiner markanten Ruine und der Binghöhle sowie unterhalb der Burgruine Neideck weiter bis nach Muggendorf. Der dortige Bahnhof beherbergt das Informationszentrum des „Naturparks Fränkische Schweiz – Frankenjura“ und lohnt einen Besuch. Danach verengt sich das Wiesenttal immer weiter und bringt uns an der romantischen Sachsenmühle sowie der Stempfermühle vorbei bis nach Behringersmühle. Nach kurzem Aufenthalt mit dem Umkoppeln der Lokomotive geht es zurück nach Ebermannstadt, häufig begleitet von den zahlreichen Kanufahrern auf der Wiesent. Bei drei Zügen im planmäßigen Betrieb an Sonn- und Feiertagen bietet sich die Möglichkeit, ein Teilstück des herrlichen Tals auch beim Wandern zu erkunden. Der Geruch nach Dampf oder Ruß, die fühlbare Kraft sowie das Rattern der Maschinen und das einzigartige museale Ambiente verbreiten ein spezielles Flair. Der Verein organisiert zusätzlich nostalgische Sonderfahrten wie die Nikolausfahrten im Advent und ermöglicht – als besonderes Erlebnis – private Veranstaltungen auf seiner Strecke.

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